Bachelor-Thesis
Woher kommt unsere Kleidung und wer stellt sie her?
Where does our clothing come from, and who makes it?
Noch nie hatten wir so viel Kleidung. In dieser Welt des Überflusses ist es nicht leicht alle Zusammenhänge der Produktion unserer Kleidung zu begreifen. In Wahrheit benötigt es aber 140 Menschen ein einfaches T-Shirt herzustellen. Die Geschichte eines Kleidungsstücks beginnt also weit vor der Kleiderstange und endet weit nach ihr. Die im Schatten der Modeindustrie agierenden Leute stellen unter oft extremen Bedingungen kostengünstige Kleidung her.
„Was brauche ich wirklich?“ sollte zur zentralen Frage werden, um ein Umdenken zu inspirieren. Wir müssen uns wieder daran erinnern, dass unsere Entscheidungen als Konsument*innen die Lebensgeschichten derjenigen beeinflussen, die unsere Kleidung herstellen.
Der Ausgangspunkt meiner Bachelorarbeit war mein Praktikum in Indien im vorherigen Semester. Während meiner Tätigkeit für eine Modemarke, die sich darauf konzentriert, das indische Handwerk zu fördern und nachhaltige Existenzgrundlagen für Kunsthandwerker*innen zu schaffen, wurde mir zunehmend bewusst, dass an der Herstellung eines einzigen Kleidungsstückes sehr viele Menschen beteiligt sind. Aufgrund meiner vertieften Beschäftigung mit dem Thema Textil während des Praktikums und der direkten Konfrontation mit den Herausforderungen in der Textilindustrie in Schwellenländern habe ich mich entschieden, dieses Thema in meiner Bachelorarbeit weiter zu behandeln.
Never before have we had so much clothing. In this world of abundance, it's not easy to understand all the connections in the production of our clothes. In reality, it takes 140 people to make a simple T-shirt. The story of a garment begins long before it reaches the rack and continues far beyond it. Those working in the shadows of the fashion industry produce inexpensive clothing under often extreme conditions.
The question "What do I really need?" should become central to inspire a shift in thinking. We need to remember that our consumer choices impact the life stories of those who make our clothes.
The starting point for my bachelor’s thesis was my internship in India during the previous semester. Working for a fashion brand focused on promoting Indian craftsmanship and creating sustainable livelihoods for artisans made me increasingly aware of the many people involved in the production of a single garment. My deep engagement with textiles during the internship and my direct exposure to the challenges in the textile industry in developing countries led me to choose this topic for my bachelor’s thesis.
Der anhaltende Konsum hinterlässt nicht nur einen viel zu vollen Kleiderschrank, sondern schafft gleichzeitig ausbeutende Bedingungen für diejenigen, die diese Kleidung produzieren. Doch es besteht Hoffnung. Immer mehr Menschen verfolgen das Ziel, dieser Ausbeutung ein Ende zu setzen und rufen dazu auf Verantwortung für unseren Konsum zu übernehmen. Sowohl konkrete Initiativen als auch ein generelles Umdenken zeigen, dass nachhaltige und sozial verträgliche Produktion möglich sein kann.
In Vergangenheit haben wir Mittel und Wege gefunden Kleidung möglichst billig herzustellen. Gegenwärtig sollten wir die gleiche Energie dafür einsetzen, um positive Veränderungen herbeizuführen und einen Beitrag zu einer verantwortungsbewussteren Zukunft zu leisten.
The relentless consumption not only leaves us with an overflowing wardrobe but also creates exploitative conditions for those who produce this clothing. However, there is hope. More and more people are working towards ending this exploitation and are calling for responsibility in our consumption. Both concrete initiatives and a general shift in mindset show that sustainable and socially responsible production is possible.
In the past, we have found ways to produce clothing as cheaply as possible. Currently, we should apply the same energy to bring about positive change and contribute to a more responsible future.
Ausstellung
exhibition
Meine Bachelorarbeit ist zweigeteilt. Sie besteht zum einen aus einer Ausstellung, die die Problematik thematisiert und zum zweiten aus einem Reperatur-Set für Kleidung, das einen Lösungsansatz für das Problem darstellt.
Für die Ausstellung habe ich fünf beispielhafte Personas entwickelt, die verschiedene Bereiche der Textilindustrie repräsentieren. Diese sorgfältig recherchierten Persönlichkeiten bieten einen Einblick in die Menschen hinter der Kleidungsproduktion, von der kreativen Gestaltung bis hin zur handwerklichen Umsetzung. Jede dieser Personas erzählt ihre eigene Geschichte und bringt die Komplexität und die unterschiedlichen Perspektiven der Menschen, die Kleidung herstellen zum Ausdruck.
Da Fast Fashion ein ernsthaftes Problem darstellt und viele Menschen in meiner Zielgruppe regelmäßig bei den betreffenden Marken einkaufen, war es mir ein Anliegen, diese Menschen auf T-Shirts vorzustellen, die zu Marken gehören, welche selbst Teil des Problems sind – darunter H&M, C&A, Primark, Jack and Jones, Mango, Zara, etc.
Die Geschichten der Personas wurden von verschiedenen Menschen handschriftlich verfasst und später auf die T-Shirts gestickt. Die Entscheidung, die Schriften in Handschrift zu verfassen, basiert auf der Idee, dass es sich um die individuelle Handschrift der Menschen handelt, die unsere Kleidung herstellen, und somit ein Teil von ihnen in jedem Kleidungsstück zurückbleibt.
My bachelor's thesis is divided into two parts. The first part is an exhibition that addresses the issues surrounding the fashion industry, while the second part is a clothing repair kit that offers a solution to these problems.
For the exhibition, I developed five representative personas that illustrate different aspects of the textile industry. These carefully researched personas provide insight into the people behind clothing production, from creative design to artisanal craftsmanship. Each persona tells its own story, reflecting the complexity and diverse perspectives of those involved in clothing manufacturing.
Given that fast fashion is a significant issue and many people in my target audience regularly shop from brands that contribute to this problem—such as H&M, C&A, Primark, Jack and Jones, Mango, Zara, etc.—I aimed to highlight these individuals on T-shirts from these brands. The personas' stories were handwritten by various people and then embroidered onto the T-shirts. This choice to use handwritten text emphasizes that it represents the individual touch of the people who make our clothing, ensuring that a part of them remains in every garment.
Wenn 140 Menschen an der Produktion eines
T-Shirts beteiligt sind, wie sollen sie angemessen bezahlt
werden, wenn das T-Shirt selbst nur 3€ kostet?
If 140 people are involved in the production of a T-shirt,
how can they be paid fairly when the T-shirt itself
only costs €3?
Reparatur-Set
repair-kit
In dem Projekt fand ich es sehr wichtig eben nicht nur das Problem aufzuzeigen, sondern auch einen Lösungsansatz anzubieten.
Hierfür habe ich ein Reperaturset entwickelt, das alles beinhaltet um kaputte, fleckige oder alte Kleidung zu reparieren und zu verschönern, die ansonsten aus unserem alltäglichen Gebrauch ausgeschlossen würde. Der beigelegte Aufnäher mit der Aufschrift "Leute machen Kleider" dient nicht nur als Symbol, sondern auch als Talisman. So wird er als ständiger Begleiter zur Erinnerung an die Verbindung zwischen Konsument*innen und Produzent*innen.
Der Slogan ruft zur Reflexion und Veränderung auf, indem er daran erinnert, dass unsere Entscheidungen als Konsument*innen die Lebensgeschichten derjenigen beeinflussen, die unsere Kleidung herstellen.
Der kleine Patch zeigt, dass selbst vermeintliche Mängel Raum für Kreativität bieten. Das Reparieren bleibt grenzenlos. Mit jeder kaputten Stelle kann man immer wieder neu anfangen, sich ausprobieren, neue Lösungen finden und seine Kleidung auf neue Abenteuer schicken.
Bei der Ausstellung gab es einen "Call to Action" Bereich, bei dem ich persönlich die von den Besucher*innen mitgebrachten Kleidungsstücke mit einem der fünf verschiedenfarbenden Patches versehen habe.
In the project, I found it crucial not only to highlight the problem but also to offer a solution.
To this end, I developed a repair kit designed to fix, clean, or beautify worn or stained clothing that might otherwise be discarded. The kit includes a patch with the phrase "People Make Clothes," which serves as both a symbol and a talisman. This patch acts as a constant reminder of the connection between consumers and producers. The slogan encourages reflection and change by reminding us that our choices as consumers impact the lives of those who make our clothing.
The small patch also illustrates that even perceived flaws can be opportunities for creativity. Repairing clothing offers endless possibilities for renewal, experimentation, and finding new solutions, allowing garments to embark on new adventures.
The exhibition featured a "Call to Action" area where I personally attached one of the five different-colored patches to clothing brought in by visitors.
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Die Produktionskette von Textilien ist komplex und oft von globalen Strukturen geprägt. Vom Anbau der Rohmaterialien bis zum Endprodukt durchläuft sie verschiedene Stadien.
Die textile Lieferkette ist problematisch aufgrund ihrer erheblichen Umweltauswirkungen, die von der Rohstoffgewinnung bis zur Produktion reichen. Chemikalien, Wasserverbrauch und Energieintensität belasten die Umwelt. Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind oft prekär, insbesondere in Entwicklungsländern, wo niedrige Löhne und unsichere Arbeitsbedingungen vorherrschen. Die Globalisierung führt zu Ausbeutung von Arbeiter*innen und fördert eine Wegwerfkultur mit häufigem Modewechsel. Mangelnde Transparenz in der Lieferkette erschwert es Verbraucher*innen, die genauen Bedingungen der Produktion zu verstehen. Daher ist eine nachhaltige und ethische Herangehensweise entscheidend, um Umweltauswirkungen zu minimieren und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
The textile production chain is complex and often shaped by global structures. It spans various stages, from raw material cultivation to the final product.
The textile supply chain is problematic due to its significant environmental impacts, which range from raw material extraction to production. Chemicals, water consumption, and energy intensity burden the environment. Working conditions in the textile industry are often precarious, especially in developing countries where low wages and unsafe working conditions prevail. Globalization leads to worker exploitation and promotes a throwaway culture with frequent fashion changes. Lack of transparency in the supply chain makes it difficult for consumers to understand the exact production conditions. Therefore, a sustainable and ethical approach is crucial to minimize environmental impacts and improve working conditions.
Quellen zum Nachlesen
Sources to read
Textile Exchange: Umfassende Ressource zur nachhaltigen Textilproduktion.
Fair Wear Foundation: Organisation für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie.
Fashion Revolution: Eine Bewegung, die Transparenz in der Modebranche fordert.
Clean Clothes Campaign: Internationale Kampagne für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie.
Fashion Changers: Plattform für nachhaltige Mode und Lifestyle.
Textile Exchange: Comprehensive resource for sustainable textile production.
Fair Wear Foundation: Organization promoting fair working conditions in the garment industry.
Fashion Revolution: A movement demanding transparency in the fashion industry.
Clean Clothes Campaign: International campaign advocating for fair working conditions in the garment industry.
Fashion Changers: Platform for sustainable fashion and lifestyle.
Projektinformation
project information
Bachelorprojekt
Datum: Wintersemester 2023/2024
Hochschule: Münster School of Design
Professor*in: Prof. Dipl.-Des. Steffen Schulz, Dipl.-Des. Paul Bičište
Mitwirkende: Olivia Thomas
Date: wintersemester 2023/2024
University: Münster School of Design
professor: Prof. Dipl.-Des. Steffen Schulz, Dipl.-Des. Paul Bičište
contributors: Olivia Thomas